Ausrüstung - Gear
Sobald mein Entschluss feststand den PCT zu gehen, machte ich mich an die Recherche nach der richtigen Ausrüstung für dieses Abenteuer. Ich hatte kein Zelt und mein heissgeliebter Deuter-Rucksack war zu klein. Eine Isomatte hatte ich auch nicht und das richtige Schuhwerk wollte gefunden werden.
So wie es wahrscheinlich jedem Long-Distance-Novizen geht, wurde ich dann fast erschlagen von Tests, Meinungen und Ratschlägen bezüglich der Ausrüstung. Und noch dazu meist auf englisch, was aber immerhin dazu führt, dass man innerhalb weniger Tage perfekten „gear talk“ beherrscht.
Natürlich habe ich mir dann auch gleich eine elektronische Briefwage zugelegt, und angefangen jedes T-shirt, jeden Socken und jedes andere Ausrüstungsteil zu wiegen. Allerdings habe ich das relativ schnell wieder aufgehört, weswegen es von mir keine grammgenaue Packliste gibt und ich nicht mal genau weiss, wie schwer mein Rucksack war, als ich gestartet bin. Wenn ich mich recht erinnere lag mein "base weight" (alles ausser Lebensmittel, Wasser und das, was man am Körper trägt), bei 13 Kilo.
Doch hier nun zu meiner Top oder Flop Liste:
Zelt:
Ich hatte ein Big Agnes Copperspur UL2 (doppelwandig, freistehend) mit. Ursprünglich wollte ich das UL1 (für eine Person) nehmen, habe aber nach einmaligem Aufbauen im Wohnzimmer festgestellt, dass für mich eher die Zwei-Mann-Variante in Frage kommt, da ich gerne alle meine Sachen über Nacht bequem im Zelt verstauen wollte. Insgesamt wiegt die UL2-Varante auch nur wenig mehr als das Ein-Personen-Zelt.
Fazit: Das Zelt war perfekt für mich, es hielt mich warm und trocken und den stärksten Winden statt, die ich jemals erlebt habe. Mit dem dazugehörigen Footprint (welches ich mir online bestellte und zu Scout & Frodo nach San Diego schicken ließ) ist es auch ganz bequem möglich nur das Innenzelt aufzubauen (ohne Rainfly) - und so quasi "cowboy camping light" zu betreiben. Unter den Sternen – aber geschüzt von Moskitos und sonstigem Getier.
Rucksack:
Hier wollte ich etwas an Gewicht sparen. Ich bestellte mir zuerst einen ultraleichten ULA Ohm2, welcher mir aber etwas zu "windig" erschien. Wahnsinnig leicht aber etwas fragil und mit zuvielen Aussentaschen und einem etwas „ungewohnten“ Hüftgurt, anzubringen mit Klettverschluss. Darum bestellte ich mir anschließend einen Exped Lightning 60, der gewichtsmäßig ebenfalls unter einem Kilo lag, robuster wirkte und auch wasserdicht zu sein schien.
Fazit: Der Nachteil dieses Modells war, dass es nur ein großes Hauptfach hatte und die beiden Aussentaschen eigentlich nur für Kleinteile oder eine Wasserflasche ausreichten. Ergo musste alles in das große Hauptfach gepackt werden. Täglich den Schlafsack, die Klamotten, die Elektronik, das Essen und das Zelt reingeräumt - gelaufen - und am Abend alles wieder rausgeräumt, weil ja der Schlafsack ganz unten drin war. Am nächsten Morgen alles aus dem Zelt geräumt, das Zelt abgebaut und dann alles wieder rein in den Rucksack. Das nervte irgendwann gewaltig.
Ein weiterer Minuspunkt war der Titaniumrahmen im Rucksack. Er hatte eine T-Form (Deuter z.B. verwendet die Form eines umgedrehten U), was zur Folge hatte, dass das vertikale Stück quasi immer auf meiner Wirbelsäule lag und dort beim laufen ziemlich auf dem Rücken hin und her wackelte ... Ausserdem hat sich das gute Teil nach dem täglichen auf- und vom Buckelwerfen des Rucksacks ziemlich verbogen.
Deshalb bestellte ich mir nach Kennedy meadows einen großen Deuter ACT light, der zwar ein knappes Kilo mehr wog allerdings mehr als komfortabel war, tolle Gurte besass und ein großes Extrafach für meinen Schlafsack hatte. Top-Teil - und das Mehrgewicht wurde auf jeden Fall durch den Tragekomfort aufgewogen!
Thermarest Neoair-x-Therm - aufblasbare Isomatte:
Ein tolles Ding. Zwar zu Beginn etwas laut in der Nacht, wenn man sich dreht, aber mir war das egal - ich hab mich in der Nacht toll erholt und Kälte und Härte waren kein Thema. Bis auf die wenigen Tage, in der das Teil ein kleines, nicht leicht zu findendes Loch hatte und ich um ca. 1:00 Uhr Luft zuführen musste, weil die Matte platt war. Es ist immens wichtig gut zu schlafen, der Körper dankt es einem. Einige Nächte hatte ich beim Cowboycampen auf die Airmat verzichtet und nur auf der Z-Lite Isomatte geschlafen, da tat mir des Nachts und Morgens aber dann so ziemlich alles weh ...
Fazit: Für mich unverzichtbar, allein auf der Z-lite Isomatte hätte ich den Trail wohl nicht überlebt. Ich bin jede Früh toll erholt und ausgeruht erwacht.
Schuhe:
Ich habe so ziemlich alle "gängigen" Schuhmodelle durchprobiert, die ich im Zusammenhang mit dem PCT im Internet gefunden habe ... Salomon, Saucony, Altra, Brooks, La Sportivas ... und und und. Verschiedene Modelle und verschiedene Größen. Ich bin mir schon vorgekommen wie eine Frau! Jede Woche 3 Paar neue Schuhe!
Letztendlich habe ich mich für einen leichten Trekkingschuh entschieden - den Moab Merrell Ventilator. Nicht so leicht wie die üblichen Trailrunner, dafür schön stabil, gepolstert und mit Vibram-Sohle.
Die ganzen Tarilrunner sahen mir mit ihren Meshoberteilen einfach zu "fragil" aus, die Altras mit der großen "Toebox" wären von der Passform her zwar ideal für meinen breiten Fuß gewesen, allerdings drückten die in der richtigen Größe oben an meinem Spann - und ich hatte keine Lust mit Schuhgröße 47 loszuziehen.
Die Merrell erwiesen sich als genau richtig für mich - aus dem ersten Paar bekam ich locker 1.200 KM heraus - die tauschte ich in noch gutem Zustand in Kennedy Meadows gegen ein neues Paar, bevor es in die Serria Nevada ging. Insgesamt kam ich auf 4 Paar Schuhe, wobei ich das 4. Paar immer noch nutze.
Gegenüber vielen anderen Hikern verzichte ich auch auf die Mitnahme sogenannter "Campschuhe". Gerade Crocs oder Flip-Flops sieht man realtiv oft auf dem Trail oder in Trailtowns ... allerdings musste ich ja irgendwo auch mal anfangen Gewicht einzusparen. Hat bestens geklappt.