Tag 118

Wohlverdienter Ruhetag: Essen für 6 Tage kaufen, Salat zu Mittag und Steak am Abend. Wie Shiloh immer sagt: „The PCT would be wonderful – if it wasn’t for the walking". Cascade Locks ist ein kleiner, überschaubarer Ort mit sehr freundlichen Leuten und allem was der Hiker so braucht. 

Heute im Supermarkt bin ich fast mit Massa aus Japan zusammengestoßen, der am gleichen Tag wie ich gestartet ist und den ich seit Wrightwood (Meile 369) nicht mehr gesehen habe. DAS war vielleicht ein Hallo!


Wir sind hier fast auf Meereshöhe und werden die nächsten Tage wieder auf 7.000 ft aufsteigen.

Es hat geregnet und die Vorhersage für die nächsten Tage ist auch nicht berauschend – aber da kann man nix machen, nicht mal im „home of the brave and land of the free“ :-D

Tag 117

Es knackte am Abend furchtbar im Geäst der Bäume rund um unseren Schlafplatz – da war wohl ein Eichhörnchen oder ein anderes Getier damit beschäftigt, Tannenzapfen oder Nüsse abzuräumen um die dann zu verspeisen – und die Teile fielen aus gut über 15 Metern lautstark ins Gebüsch. Spooky. Heute gönnten wir uns den Luxus und schliefen aus – bis 6:30 Uhr, dann ging es Richtung Tunnel Falls. Eng an der Felswand entlang, dann noch eine Kurve, und noch eine, und noche – taataa: Tunnel Falls! Atemberaubend. Wir hatten den Wasserfall ganz für uns allein. Ein irres Gefühl dahinter durch den Felsentunnel zu laufen.

Auf dem weiteren Weg kamen uns dann jede Menge Tages-Ausflügler entgegen. 

Kurz vor Mittag waren wir dann in Cascade Locks, wir bezogen unser Motel, gönnten uns einen leckeren Burger und machten uns über die Schmutzwäsche her.
http://youtu.be/GV_lhfQHJ8E

Tag 116

In der Früh gab es heute zwei gleich 2 Flussüberquerungen – fast wie in alten Zeiten! Und dann einen ziemlichen Anstieg über 1.600 ft. Shiloh hat heute auf dem Trail insgesamt 8 Leute von der Ostküste getroffen – alle aus New Hampshire, wo er jahrelang gelebt hat (und alles Northbounder). Dann gab heute nochmal einen Blick zurück auf den verschneiten Mount Hood – kaum zu glauben, dass wir da gestern auf halber Höhe gesessen haben.

Eigentlich wollten wir ja heute nur 21 Meilen machen und an der Abzweigung zum Eagle Creek Trail campieren, allerdings waren wir schon um 16:00 Uhr dort, das war uns etwas zu früh. Wir sind also noch 5 Meilen weiter bergab in ein wahnsinnig grünes Tal gewandert, dort sieht es fast aus wie im Regenwald – jetzt haben wir morgen nur ein paar Meilen um zu den „Tunnel Falls“ zu kommen, einem Wasserfall hinter den man hindurchläuft … Allerdings ist der Trail da wohl etwas gefährlich, er ist nicht sehr breit und felsig, es sind dort dieses Jahr schon zwei Hiker abgestützt – einer davon ist gestorben.

Gegen Mittag sollten wir dann in Cascade Locks ankommen, dem Grenzort zu Washington – und weil wir so fleissig waren (110 Meilen in 4 Tagen), werden wir uns dort einen letzten „Zero“ gönnen, bevor es am Donnerstag ans letzte Teilstück geht – die letzten 510 Meilen nach Kanada!

Heute erledigt: 4105 ft. up / 6229 ft. down

Tag 115

Die Nacht am Timothy Lake war angenehm temperiert und verlief ohne besondere Vorkomnisse. Die Tage werden kürzer und so starten wir nun um kurz vor 6:00 Uhr … vor einigen Monaten noch um 5:00 Uhr! Wie seit Tagen schlängelt sich der PCT fast ausnahmslos durch Wälder, da ist es angenehm zu laufen und man kommt schneller voran. Während unserer Frühstückspause kamen zwei Jäger auf Elchjagd vorbei, bewaffnet mit je einer Präzisionsarmbrust. Es sei gerade Saison, meinten sie. Eine gute halbe Stunde später brach dann ca. 30 Meter vor mir eine riesige Elchkuh ziemlich lautstark durch’s Gebüsch, verharrte kurz auf dem Weg und verschwand wieder im Dickicht. Ihr Glück, dass wir schon gefrühstückt hatten …

Wir machten bis Mittag über 16 Meilen und standen dann vor zwei Dingen – dem Highway 35 und der Frage „Laufen und kein Buffet in der Timberline Lodge – oder hitchen und Buffet in der Timberline Lodge“?

OK – wir sind also am Highway gestanden, da kam dieser junge Vater mit seinem Sohn aus dem Parkplatz gefahren und hat uns die Fahrt hoch zur Lodge quasi aufgedrängt. Wir wollten ja nicht unhöflich sein …. ehrlich – so war das. Wir haben den PCT, uns selbst und Flowerman also erneut um 5 Meilen betrogen … aber damit kann ich gut leben! 

Das Lunch Buffet (all you can eat für 20 $) war schon im vollen Gange, aber es reichte locker noch für 3 Teller mit Fleisch und Beilagen und 2 Teller Desert … also bei mir,. Shiloh und Coach hatten wohl etwas weniger. Rindersteaks, Schweinesteaks, Nudelsalat, Kartoffelsalat, Reis, gebratenes Gemüse …. alles vom Feinsten und Lecker. Wie Shiloh immer sagt „Alles Essen, das du nicht im Rucksack tragen muss, ist gutes Essen“. Danach noch ein kurzer Rundgang durch das imposante Gebäude, ein Hotelkomplex aus den 1930ern mit viel verbautem Holz und Naturstein. 1982 wurden hier die Außenaufnahmen zu der Stephen King Verfilmung von „The Shining“ mit Jack Nicholson gedreht … daher kannte ich die Timberline Lodge und deshalb (und wegen des sagenumwobenen Buffets) stand sie auch auf meiner „to see“ Liste.

Um 15:30 Uhr verabschiedeten wir uns vom Mount Hood und liefen noch 9 Meilen ins Tal bis zum Sandy River. Zelt aufgebaut und fertig … komisch, irgendwie hab ich gar keinen Hunger – ich ess wohl nur ’ne Packung Skittles. Mahlzeit und gute Nacht!