Tag 50

Wir verließen das Motel um 9:00 Uhr und stellten uns an die Straße zum Trailhead „Cottonwood Pass“. Da dies quasi eine Sackgasse war, weil die Straße nach 21 Meilen am Campground/Trailhead endet, hofften wir einen Hitch von jemanden zu bekommen, der dort Campen möchte. 

Nach 1,5 Stunden hielt ein deutschstämmiger Rentner und bot uns an uns ein Stück mitzunehmen, weil er dort außerhalb wohnte – er meinte es sei einfacher dort einen Hitch zu bekommen als im Ort.

Und er hatte Recht – nachdem er uns nach ca. 6-7 Meilen abgesetzt hatte, dauerte es keine 5 Minuten und Abel aus L.A. hielt an und nahm uns mit. Er wollte selbst das Wochende etwas in den Bergen wandern. Es war eine sehr nette Fahrt und Abel fragte uns einiges über den PCT – vielleicht wird er ihn selbst eines Tages gehen!

Nach ca. einer Stunde bergauf waren wir wieder auf dem PCT – es konnte weiter gehen. Es war nicht ganz so heiß wie Tags zuvor in Lone Pine, also kamen wir gut voran. Nach einem Boxenstop auf 10.000 ft am Chicken Spring Lake ging es auf über 11.000 ft wo wir bei Meile 754 unsere Zelte aufschlugen.

Es ist der Wahnsinn wie du die Höhe spürst – sogar das Zähneputzen bringt dich außer Atem.

Tag 55

Heute ging es also darum, den zweiten Pass – Glen Pass – zu meistern. Die 11.946 ft. hatte ich nach 2 Stunden erreicht – um 9.30 Uhr stand ich auf dem Berggrat und sah was auf der anderen Seite auf mich zu kam – Schnee. Es ging quer über 2 zwei lange Schneefelder, immer vorsichtig in den Spuren der vorherigen Hiker gehend. Dann ging es wieder über Felsen bergab und wieder über Schneefelder. Ich bin so froh, dass ich von Süd nach Nord gehe ….Vorbei an unzähligen tollen Gebirgsseen bergab bis es schließlich wieder bergauf geht – dem Pinchot Pass entgegen.

Natürlich fängt es wieder an zu Regnen und ich campe bei Meile 799 an der Hängebrücke über den Woods Creek. Eigentlich wollte ich dem Gipfel noch einige Meilen entgegen gehen, aber was soll’s, so sind es morgen Früh halt 8 Meilen und 2.400 ft. zum Pass. 

Heute kamen mir einige JMT Hiker entgegen, die Bären gesehen haben – bis ich zu den entsprechenden Stellen kam, waren die aber schon wieder verschwunden – egal, ich hab ja noch Zeit!

Tag 54

Um 6:30 Uhr ging es los Richtung Forester Pass. Die ersten Meilen ging es stetig aber nur leicht bergauf, bis wir am Fuße des Berges standen, über den wir mussten. 
Hier hatten einige PCTler übernachtet und einige waren schon auf den Switchbacks zu sehen, die am Fels entlang nach oben führten. Die berühmt-berüchtigte Schneetrasse war auch gut zu erkennen, diese muss man überqueren um auf der anderen Seite zum Pass hoch zu kommen.

Diese Stelle liegt eigentlich den ganzen Tag im Schatten und ist deshalb so gut wie immer verreist. Man muss einfach ca. 20 Meter den Fussabdrücken die andere hinterlassen haben folgen – leicht gesagt, aber Pfad ist nur 30cm breit und links geht es 200 Meter bergab.

Um 9:22 Uhr standen Sharktank und ich am Pass – ein Berggrat von vielleicht 3 Metern Breite. Wenn man nach Süden blickt, sieht man die Gegend, die man schon durchquert hat, blickt man nach Norden, sieht man die atemberaubende Landschaft, die einen die nächsten Tage und Wochen erwartet. Es ist ein unglaubliches Gefühl da oben zu stehen.

Auf der Nordseite gab es dann einige Schneefelder, die so früh am Morgen noch nicht zu weich waren, so dass man beim Laufen nicht einbrach (postholing). Aber am besten waren die ersten 200-300 m vom Gipfel nach unten – die rutscht man nämlich auf dem Hosenboden nach unten (glissading). Ich hatte einen Affenzahn drauf – Adrenalin pur! 

Danach ging es stetig bergab in ein wunderschönes Tal mit eiskalten, klaren Gebirgsbächen und auch wieder Bäumen.

Bis wir durch die Sierra durch sind müssen wir jetzt jeden Tag über einen solchen Gebirgspass. Wir versuchen den Pass jeweils am Vormittag zu besteigen und am Nachmittag den Abstieg vorzunehmen und wenn möglich, gleich etwas vom nächsten Pass zu meistern.

Genau wie gestern fing es um ca. 15 Uhr an zu regnen und ich baute mein Zelt ca. 4 Meilen unterhalb des Gipfels von Glen Pass auf, Sharktank wollte noch weiter und evtl. sogar heute noch über den nächsten Pass. 

Also trennten wir uns und ich guckte ein paar Videos auf meinem Iphone während es draußen regnete und gewitterte. Ich weiß nicht, wie weit Sharktank gekommen ist – aber ich denke, er weiß was er tut. 

Gegen 18:00 Uhr hörte es wieder auf zu regnen und mein Zelt hatte die ganze Nacht Zeit um zu trocknen ….

Tag 53

Es sind von unserem Camp aus nur ca. 13 Meilen zum Forester Pass. Deshalb ließen wir uns Zeit. Um 8:00 Uhr ging es los, 3 Flussüberquerungen standen auf dem Plan und nach der Letzten machten wir 3,2 Meilen vor vor dem Ziel (ein Campground ca. 1,9 Meilen vor dem Pass) Siesta. Als wir da so dösten zogen über den Bergen immer mehr Wolken auf – und als wir uns wieder auf den Weg machten, begann es leicht zu regnen. Der Regen wurde stärker und vermischte sich mit Schnee und Hagel – also beschlossen wir sofort unsere Zelte aufzuschlagen, und lieber morgen früh 4,1 Meilen zum Gipfel zu laufen als vielleicht in ein stärkeres Unwetter zu geraten.

Nach einer Stunde war der Spuk vorbei, in einiger Entfernung hörte man noch den Donner grollen, nichts desto trotz campten wir hier und gehen die Unternehmung Forester Pass morgen an. Uns sind heute einige John Muir Trail Hiker entgegen gekommen, die gestern über den Pass sind, die sagten, er sei bis auf die bekannte eisige Stelle gut passierbar … ich hoffe die haben Recht.

Apropos John Muir Trail – leider werde ich mich nicht mit meinem australischen Buddy Phil treffen können – er musste den Trail leider nach einigen Tagen aus wettertechnischen Gründen (Schnee, Schneesturm etc.) beenden … er verbringt seine Zeit jetzt in Mexico – auch nicht schlecht.