Ab in die USA

Ok - um es kurz zu machen: zwischen 2 Jobs, 3 Monate frei, was gibt es da besseres als 10 Wochen mit dem Rucksack auf dem Buckel in den USA durch den Wald laufen? Eben - nix!

Kurzentschlossen und schnell alles zusammengepackt, was auf dem PCT und meinen anderen Wanderungen nicht ganz verkehrt war dabei zu haben - und ab zum Flughafen München. Mein best buddy Max ("DJ Hausverbot") hat mich gefahren und mit mir stilecht gefrühstückt. Es kann losgehen!

Die Zeit um Flugzeug verging auch im Fluge und knapp 9 Stunden bin ich in Washington DC gelandet. Die Einreise lief unkompliziert ab und per "Uber" ging es in ein nahegelegenen Motel. War es zunächst warm und sonnig sind gegen Abend einige Wolken aufgezogen - und es hat gedonnert. Egal, auf den Trail geht es erst morgen oder übermorgen.

Morgen früh holt mich mein PCT-Hiking Partner Shiloh ab, der nicht weit von hier in Alexandria wohnt, da er dort seine Mutter pflegt. Er bringt mir mein neues Zelt, das ich online bestellt hatte und fährt mich dann morgen nach Harpers Ferry. Dort gilt es Lebensmittel für die nächsten 4-5 Tage zu kaufen bevor es dann los geht.

Ich habe vor,die ersten 20-30 Tage allein zu laufen und zu sehen, wie weit ich dabei komme. Der AT ansich ist physisch anspruchsvoller als der PCT, er ist steil und steinig und verlangt den Hikern einiges ab. Die letzten 100 Meilen bis zum Mount Katadhin, dem nördlichen Terminus des ATS möchte Shiloh mit mir zusammen laufen - mal sehen, was sich bis dahin so alles ergibt - ich halte euch auf dem "laufenden".

 

 


Tag 1 - it’s getting real

Um 9:00 Uhr hat mich Sholoh im Motel abgeholt. Danach ging es zurück nach Washington um Lebensmittel einzukaufen und eine US SIM Card, damit ich diesen Blog führen kann.

Kurz nach Mittag kamen wir dann in Harpers Ferry an, aßen kurz zu Mittag und fuhren dann ins Büro ATC, wo ich mich offiziell als  AT-Hiker registrierte. Nebenbei habe ich dort auch meinen Rucksack gewogen - der es mit Lebensmitteln für 4-5 Tage und 1,5 Liter Wasser nun doch auf 17 Kilo bringt. Damned - wieder nicht „ultralight“ … ok, passt ja irgendwie.

Um 15:00 Uhr begleitet mich Shiloh dann noch auf den ersten paar Kilometern meines AT-Hikes, bevor er wieder zurück zu seinem Auto lief um wieder nach Alexandria zu fahren. Er hat dort noch einige Wochen mit dem Verkauf des Hauses seiner Mutter und ihren Umzug in ein Seniorenheim nach Portland/Maine zu tun. Wir haben geplant, uns in knapp 4 Wochen, vermutlich irgendwo in Jersey, wieder zu treffen.

Nun zurück zu meinem Hike: Der AT startete für mich ganz leicht, zunächst flach entlang am Potomac River. Nach einer Stunde ging es dann ins Gelände, meist durch den Wald - über Stock und Stein. Wie erwartet. Nach einem ziemlichen Anstieg gelangte ich zu einem coolen Aussichtspunkt weit oberhalb des Potomsc Rivers.

Bei einer kurzen Pause lernte ich dort zwei Jungs aus Harpers Ferry kennen, zwei Automechaniker - Brandon und Mike. Zwei nette Kerle die diesen Aufstieg mehrmals in der Woche nach Feierabend in Angriff nehmen. 

Nach einer halbstündigen Rast mit Aussicht ging es dann weiter durch den Wald, bergauf und bergab zur ersten Hütte - dem „Ed Garvey Shelter“. Als ich da um knapp halb Sieben eintraf, dass schon eine lustige Truppe von Dayhikern und einer Truhikerin am Lagerfeuer.  

Eine nette Mischung aus älteren Semestern und Studenten, die einen Teil des AT als Teil ihres Studiums erwandern- Sachen gibt’s?!

Ich bezog abseits der Hütte (die mit Übernachtungswilligen voll gepackt war) einen netten Campspot und stellte gleich mein neues Big Agnes Zelt auf. Hier drin liege ich nun schreibe ein bisschen was für alle Daheimgebliebenen.  

Es war ein guter erster Tag, knapp 10 km für einen Nachmittag war nicht schlecht! Es war sonnig, warum und stellenweise sehr windig. Morgen möchte ich zum Dahlgren Backpack Campground, einen Wanderer Campingplatz. Bis dahin sind es knapp 17 Kilometer.

 

Tag 2 - step by step

Die Nacht im Zelt war ruhig und kurz … ich hatte bis nach 22:00 Uhr den Blog aktualisiert und um 6:30 Uhr war die Nacht vorbei.

In der Früh das Zelt wieder eingepackt - das muss sich erst wieder einspielen, das ging auf dem PCT viel schneller - ein kleines Frühstück aus Poptarts und einen Cereal-Drink und los ging es auf den Trail. 

Der Tag heute war wirklich angenehm, fast immer durch den Wald, angenehm kühle Temperaturen und nicht zu steil. Bis auf den Schlussabstieg zum heutigen Lagerplatz, dem Dehlgren Backpacker Campground.

Untertags ging es vorbei an Bürgerkriegsdenkmälern und Gedenkplätzen, vorbei an zwei Shelters und einigen Aussichtspunkten. Gegen Mittag traf ich die 3 Senioren-Hiker vom gestrigen Lagerfeuer wieder. Einer von Ihnen, Rudolf Kramer, erzählte von seinen deutschen Wurzeln - und das andere Ehepaar hat in den 90ern sogar ein paar Jahre in Schwäbisch-Gmünd gelebt. War witzig mit Ihnen, aber sie gehen gemächlich, und ich glaube nicht, dass ich sie nochmal treffen werde. Außer sie cheaten mit ihrem Auto ?

Nach über 19 Kilometern im "Grünen Tunnel", habe ich den Wandertag heute bereits um 15:00 Uhr beendet, das nächste Shelter wäre 10 km weiter gewesen, das packe ich noch nicht.

Ich habe einen steifen Nacken, vom andauernden auf den Boden schauen - da das Terrain mit vielen Steinen sehr tückisch ist, da muss man wirklich bei jedem Schritt aufpassen. 

Außerdem habe ich heute Reh direkt neben dem Trail gesehen - hat da unbeirrt Blätter gefrühstückt…

Life is good !

 

ps: auf dem AT folgt man ja diesen weissen Markierungen (den White Blazes) - und heute habe ich Frau getroffen, die diese an die Bäume pinselt ?

 

Tag 3 - Sightseeing und mehr

Back on trail um 7:40 Uhr, bye gesagt zu Ashley und Cael, die auch schon länger auf dem Trail sind und zu den 3 Studenten, die ich für mich einfach mal Tick, Trick und Track getauft habe.

Der Morgen beginnt mit einfachem Terrain - man stolpert über Steine durch den Wald. Zur Frühstückspause erreichte ich das „Washington Monument“, von dem aus man eine ziemlich gute Aussicht auf den Wald hat.

Im Laufe des Tages kann mir dann zweimal das Paar vom gestrigen Aussichtspunkt Stop entgegen - zweimal! Sie sind mit einem Campingmobil und einem zweiten Auto unterwegs. Sie fahren den Camper immer ein paar Meilen voraus, fahren mit dem Auto zurück und wandern (mit leichtem Gepäck) zum Camper. Smart - aber aufwendig. Aber sie mich auf dem sehen, rufen sie immer schon vom weitem „Ireland from Germany - wie geht’s?“ 

Am Nachmittag wurde es dann richtig steinig - da hat die Eiszeit ganze Arbeit geleistet und kilometerlange Steinmauern aufgehäuft. Manchmal läuft man daran entlang, manchmal überquert man sie - und manchmal läuft man direkt auf ihnen. Irgendwie verfinsterten sich dann die Wolken und als ich nach 26 Kilometern am Campground beim „Ensign Cowell Shelter“ angekommen war, machte ich mich gleich daran mein Zelt aufzubauen.  

Tick, Trick und Track kamen schließlich auch noch an.

Nach einer erquickendem Portion kaltem Kartoffelpüree legte ich mich ins Zelt und verfolgte das Finale der Euro League per Onlineradio. Und dann fing der Spaß an: es regnete die ganze Nacht, andauernd trommelte der Regen auf mein Zelt. Gegen Mitternacht habe ich mir dann Ohrenstöpsel in die Ohren gesteckt - dann gab es noch etwas Schlaf.