Nach 40 Tagen, 18 Blasen und über 1.100 gelaufenen Kilometern erreichte ich heute gegen 16:15 Uhr „Ōkuboji“ - Tempel 88 des Shikoku Henro Pilgerwegs. Ein unglaubliches Gefühl, Freude und Trauer zugleich, der Weg ist fast zu Ende. Morgen laufe ich noch zurück zu Tempel 1 .. aber davon dann später.
Zunächst war es heute so, wie der Wetterbericht es vorausgesagt hatte - es regnete. Also checkten wir um 8 Uhr im Gusto-Restaurant ein, um zu frühstücken und um sich den Regen etwas abreagieren zu lassen. Um 10:30 Uhr brachen wir dann schließlich auf, um die letzten beiden Tempel in Augenschein zu nehmen. Bei strömenden Regen erreichten wir den heute ziemlich trostlos wirkenden T87. Die Wege und der Sandplatz zwischen den Tempeln standen schon ziemlich unter Wasser. Wir hielten uns in Ermangelung einer Überdachung nicht lange auf und marschierten bald weiter Richtung T88. Nach einer halben Stunde hörte der Regen dann Gott sei dank auch auf.
Wir müssten noch über den knapp 800 Meter hohen Mt. Nyotai, auf dessen anderer Seite Tempel 88 liegt. Es waren insgesamt wieder 29 km heute und an Regentagen fällt es einem nicht leicht, soweit zu laufen, aber auch heute hat es sich wieder gelohnt - für diesen wunderschön gelegenen Tempel. Unterhalb eines von Nebelschwaden umgebenen Berggipfels, auf einer Art Plateau liegend, bietet dieser Tempel eine atemberaubende Aussicht auf die umgebenden Berge und Wälder. Vermutlich wegen des Wetters (und der späten Uhrzeit), war so gut wie nichts los und es herrschte eine fast feierliche Ruhe. Kelly und ich hatten es geschafft, der letzte Tempel war erreicht. Ein letztes Mal zündeten wir Kerzen und Räucherstäbchen an den Tempeln an, richteten wir Wünsche an Kukai und ließen unser Pilgerbuch stempeln. Morgen früh heißt es dann Abschied nehmen - Kelly geht einen anderen Weg an der Küste entlang zurück (sie bleibt ja auch noch mindestens 6 Wochen in Japan), während ich so schnell wie möglich zurück zu Tempel 1 nach Tokushima möchte. Allerdings soll es auch morgen wieder regnen ...
Wir haben unsere Zelte unter dem Vordach eines geschlossenen Andenkenladens direkt am Eingang zum Tempel aufgeschlagen - ja, für ausgefallene Campspots sind wir bekannt!