Um 6 Uhr gab es Frühstück in der gemütlichen Herberge - Miso-Suppe, Lachs, Reis, Gemüse und Kiwis. Und das, wo ich normalerweise nicht frühstücke!
Wie gemeldet regnete es am Morgen leicht, deshalb hatten wir es nicht allzu eilig - und Adulio und ich brachen um 8:30 Uhr auf. Er war guter Dinge, was sich aber nach den ersten Anstiegen im Wald wieder legte - schließlich konnte ich ihn davon überzeugen, dass er umkehrt und zumindest versucht auf der Straße weiterzukommen - oder gar einen Ruhetag einzulegen. So hatte das keinen Wert. Soledad und 3 japanische ältere Ladies wurden überholt und überholten immer wieder, bis es schließlich ab dem Gipfel des Anstiegs sehr lange bergab ging, bestimmt 20 Minuten ging es talwärts. Der Weg führte (leider immer auf Asphalt) hinunter zum Fluss Akui - an dem es dann fast 16 km entlang ging bis nach Dainichiji, zum Tempel 13. Zuvor lag eine 7/11 auf dem Weg - Nahrungsaufnahme. Diesmal ohne laut schreiende Verkäuferin - meine These hat sich also noch nicht bewahrheitet. Und weil mein japanisch ( und vielleicht mein Farbverständnis) nicht so gut ist, hab ich mir statt einem Liter Kakao einen Liter kalten Kaffee gekauft - Soledad hab ich erzählt, das sei Absicht gewesen. Wir haben und kurz vor T13 wieder getroffen und marschieren seitdem zusammen durch die Landschaft.
Da der Pilgerweg eine Schleife zieht, befanden wir uns ab hier wieder im Großraum Tokushima - wie zum Beginn der Wanderung. T14 - T 16 lagen deshalb alle auf einer Strecke von ca. 5 km und wurden bis zum „Büroschluss“ um 17:00 Uhr besucht.
Nach einem kurzen Blick in den „Route Guide“, ein Büchlein, das hier eigentlich jeder Pilger (zumindest jeder westliche Pilger) dabei hat, verriet uns, dass auf halbem Weg zu T17 eine weiter Henrohütte am Weg liegt. Direkt hinter einem „Family Markt“ Supermarkt.
Dort angegekommen sah es aber nicht aus, als ob es da so eine Hütte gäbe! Also hat Soledad (die etwas mehr japanisch spricht) im Supermarkt danach gefragt. Die Verkäuferin kam gleich mit aus dem Laden, und führte uns in ein benachbartes Taxiunternehmen (eine ziemlich große Garage), in dem der Unternehmer 3 Schlafräume nebst Toilette und Dusche für Pilger (Henros) bereit stellt. Kostenfrei. Der pure Luxus - wir hatten uns auf eine zügige Hütte mit Aussicht auf Regen eingestellt, und bezogen zwei Schlafräume im Obergeschoss über der Garage. Mit Bastmatten und allerhand Decken ausgestattet. Der 72-jährige Besitzer, ein total netter und freundlicher Mann, begrüßte uns aufs herzlichste, zeigte und alles und erklärte uns den Weg zum nahegelegenen Supermarkt, wo es immer „Discount“ gäbe. Soledad war der erste chilenische Pilger den er beherbergte, das musste er gleich seiner Frau am Telefon weitergeben - und ein „aah Deutsch“ sei auch da.
Nach Zimmerbezug und einer kurzen Dusche (die sind hier echt witzig, äh winzig .... das sind 1X1 m Duschwannen, mit einer Höhe von 80 cm würde ich mal sagen) ging es dann in den ersten japanischen Supermarkt meines Leben.
Schön bunt ist es da. Es gibt sehr viel günstiges vorgekochtes und rohes Essen, oft in Singlegrösse abgepackt, viel frisches Gemüse und auch viele süße Sachen.
Da ich Mittags ja schon Nudeln und Chicken hatte, kaufte ich mir nur 3 kleine Fleischspiesse und einen Nachtisch. Und diesmal richtigen Kakao, Absichtlich natürlich.
Dann ging es zurück ins „Paradies“ und das gekaufte würde verdrückt. Schließlich war der Tag lang gewesen und wir hatten gut 30 km hinter uns gebracht. Überall in den Zimmern hingen diese japanischen „Nameslips“ (Osamefuda) an der Wand, diese Papierstreifen, auf dem die Pilger ihren Namen, das Datum ihres Besuchs im Tempel und ihre Wünsche hinterlassen. Diese Papierstreifen gibt man zum Dank auch an Personen weiter, die einem auf der Pilgerschaft behilflich waren. In den zwei Zimmern hängen hunderte davon - und in einer Holzbox waren noch weitere hunderte gestapelt. Dieser Taxiunternehmer hilft Pilgern seit Jahren - für mich ist er fast selbst schon ein Heiliger!
Von Aduilo haben wir den ganzen Tag nichts mehr gesehen oder gehört. Nur die 3 jap. Ladies haben wir in fast jedem Tempel getroffen. „Koniiii-chiiii-waaaa“!