30-04-2018 Es tempelt wieder!

Ich habe wunderbar geschlafen im Zelt, die dezente Brandung im Hintergrund und kein Wind. Um 7:15 Uhr ging es los auf den Pilgerpfad. Nach einigen Minuten erreichte ich die „Mikurodo“ Grotte, in der Kukai als 19-jähriger eine mystische Erscheinung hatte. Leider ist diese Höhle gerade wegen Felssturzgefahr gesperrt - normalerweise ist sie beleuchtet und mit Kerzen geschmückt. Dort traf ich auch Konrad und Alex wieder, die in einem Hotel ganz in der Nähe genächtigt hatten.

Unweit der Grotte ging es durch den Wald hoch und weit hinauf zum Tempel 24. Eine sehr schöne, großzügige Tempelanlage, hoch auf einem Cap gelegen. Danach ein steiler asphaltierter Abstieg auf dem Seitenstreifen der Straße und 6,8 km Weg zu Tempel 25. Dort lag der Haupttempel wieder gut hundert Stufen über dem Eingang. Nach den zwei reinen Lauftagen musste ich mich erst wieder an die Tempelrieten erinnern … aber ich liebe das Schlagen der großen Glocke, mit der der Pilger seine Ankunft vermeldet. 4 km weiter wartete schon T26 auf meinem Besuch. Dieser Tempel lag wieder abseits der Küste, im Wald - und im Gegensatz zu T25 eher ruhig gelegen.

Für die Nacht hatte ich bei henrohouse.jp eine Unterkunft ca. 16 km entfernt gebucht. Aber der Weg dahin war höllisch heiß und anstrengend. Ich habe zwei nervige Blasen an den Fußballen, die fordern Tribut. Glücklich angekommen an meiner Unterkunft erklärte mir der Besitzer (66), dass es leider zu einer Überbuchung gekommen sei, und seine beiden Schlafplätze im ersten Stock schon über Air'BnB belegt sein. Allerdings könne ich im Wohnbereich auf dem Boden schlafen. Natürlich sagte ich zu und der freundliche Herr fuhr mich anschließend noch zum 5 km entfernten Supermarkt, damit ich mich verpflegen konnte! Zusammen mit den anderen beiden japanischen Gästen nahmen wir dann gemeinsam in der Küche unser Abendessen zu uns - es war sehr lustig, da die anderen beiden Gäste auch etwas englisch sprachen.

Morgen möchte ich es etwas ruhiger angehen und evtl. in einem weiteren henrohouse nächtigen und nur 24 km laufen. 

 

29-04-2018

Der Henroturm sah besser aus, als er war. Die ganze Nacht pfiff der Wind um meine Nase und die Moskitos waren auch sehr aktiv. Aber ok - in der Früh ging es um kurz nach Sieben wieder auf die Piste. Der ganze Tag war heiß - über 30 Grad und es ging hauptsächlich entlang der Hauptstraße. Unterwegs traf ich zuerst Onishi wieder, der zugab zwischendurch mit dem Zug gefahren zu sein - der Schlingel, wer macht denn sowas? Danach traf ich das Vater und Sohn Gespann Konrad und Alex aus London. Die beiden traf ich noch öfter unterwegs. Am frühen Nachmittag gab es dann Trailmagic: eine Reihe älteren Frauen hatte auf einem Parkplatz ein großes Zelt aufgebaut und verteilten Wasser und Reisbällchen an die Wanderer - fantastisch!  

Ich wollte 4-5 km vor Tempel 24 nächtigen und im Guidebook war da eine Logde eingetragen, also machte ich mich mit den beiden Briten auf die Suche. 

Wir liefen die Strasse entlang und schließlich fragte ich in einer offenen Halle einem jungen Mann nach der Lodge. Er meinte, wir seien da schon vorbei aber rief dort an - niemand da. Konrad und Alex reisen mit leichtem Gepäck und wollten weiter zum nächsten Hotel. Ich fragte nach einem Platz zum campen. 

Toro erklärte mir den Weg zum „Park“, wo ich mein Zelt aufschlagen könne und ich lief los. Kurze Zeit später lief ich dann an besagter Lodge vorbei, aber sie war wirklich geschlossen. Der Nachbar geleitete mich dann in Schlappen sicher zum Park und ich begann mein Zelt aufzubauen. Plötzlich stand außer Atem Toro vor mir, der sich tausendmal dafür entschuldigte, dass er nicht gewusst habe, wo die Lodge genau war - und dass seine Information nicht richtig war (die Lodge hatte eh geschlossen!) Ich erteilte ihm Absolution, froh um meinen schönen Zeltplatz und entließ den armen Kerl. Am nächsten Morgen traf ich Konrad und Alex wieder und sie erzählten mir, dass Toro auch Ihnen hinterher gelaufen war, um sich zu entschuldigen – only in Japan.

Das war ein langer 36 km Tag - und meine Füße glühten - ich legte mich ins Zelt und war sofort weg ...