Tag 12 - Shopping

Gute Entscheidung im Keller zu schlafen - in der Nacht hat ziemlich stark geregnet. Gerade als “Bad Mojo” aufbrechen wollte, er läuft wieder zurück nach Harpers Ferry um Freunde zu treffen, kam auch Stealth in die Community, er hatte die kühle Nacht im letzten Shelter vor der Stadt verbracht. 

Stealth nimmt sich heute einen Zero und bleibt über Nacht in der Kirche, Freitag Abend gibt es gratis Abendessen für Hiker!

Mich holten Barry & Kathrine ab und wir fuhren mit ihrem Auto nach Mechanicsburg zu REI. Dort kaufte ich eine neue Hose … das war nötig, haha. Danach ging es zu Walmart und wir kauften Lebensmittel für die nächsten Tage. Bei Walmart gibt es ALLES für den Hiker: 4-Liter Saftkanister, 3 kg Salamis, 77 Zoll Flachbildschirme ... einfach alles! Hmm ... so ein 77 Zoll TV im Zelt ... das hätte schon was!

B&K sind zur Zeit quasi “obdachlos”, sie haben ihre kleine Farm in Georgia verkauft, alle Sachen eingelagert und sich einen RV Camper gekauft. Die Kinder sind aus dem Haus, also nichts wie raus auf den AT! I love it.

Nach einem leckeren und langen Lunch in einer Chick-fil A Filiale (Hühnchen Braterei) fuhren mich beide noch in mein Motel nach Harrisburg. Sie selbst übernachten in ihrem RV, damit kann man das Spritgeld wieder etwas reinholen. Ich hoffe wir sehen uns wieder auf diesem Trail - und wenn nicht, auf einem anderen! Love you guys!

Ich möchte heute und morgen etwas relaxen - bisher läuft alles gut und ich spüre die von Shiloh beschworene “Muscle Memory” kommen. Er sagt immer: “deine Muskeln haben abgespeichert, dass du sowas schon mal gemacht haben - und rufen diese Leistungsbereitschaft dann schnell wieder ab”. 

Ich bin faul und checke das US Tv-Programm, darin bin ich gut!

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Doch jetzt zu etwas komplett anderem: komische Leute auf Trails, die lauthals “Thank you Gordon” rufen.

Es begab sich im Jahre 2016 nach Christus. Shiloh und ich wanderten durch Südkalifornien und näherten uns der Sierra Nevada. In der Nähe von Lake Isabella trafen wir auf einen älteren Hiker aus Schottland - Gordon Cocks - und dessen Trailname war „cool breeze“ (kühle Brise).

Wir verbrachten ein paar Tage auf dem Trail zusammen und hatten eine gute Zeit. Danach verloren wir uns aus den Augen, aber ab diesem Zeitpunkt fing ich an, immer wenn in der Hitze des Trails irgendwo ein kühler Windstoß aufkam, laut „Thank you Gotdon!“ zu rufen … und Shiloh machte auch mit. Und wir wunderten uns nicht, dass andere Leute sich wunderten.

Vorgestern als ich Stealth traf und wir in der warmen Mittagszeit durch die offenen Felder liefen, kam plötzlich ein kühler Wind auf und ich rief laut „Thank you Gordon!“

Ich erklärte Stealth den Sachverhalt und kurz drauf liefen wieder zwei zerzaust aussehende Hiker durch die Landschaft und riefen von Zeit zu Zeit laut „Thank you Gordon“ und wunderten sich nicht, dass andere Leute sich wundern … 

Diese kleinen Trailgeschichten, die man nie wieder vergisst … 

 

Tag 13 - Nothing

Also heute gibt es mal gar nix zu berichten. Ausgeruht, Wäsche gewaschen, Zelt und Rucksack neu gepackt.

Es gab Pizza und Fußball im TV.

Falls das mit meinem Job nix wird, Pizza Hut stellt ein!

Tag 14 - durstig

Aufgewacht - und mir ging’s nicht gut. Erinnert mich bitte daran KEINE Pizza mehr zu essen. Der viele Käse lag mir schwer im Magen - und seit meiner Gallenblasen-Operation Vertrag ich wirklich nix scharfes mehr. Also ohne Frühstück per Uber zurück nach Duncannon und ab auf den Trail. Ich hatte auch keinen Durst in der Früh und deshalb nur 1 Liter Wasser dabei - und das sollte sich als problematisch herausstellen. Aber das laufen ging heute ganz gut - natürlich wieder hoch ins Gebirge und über Stock und Stein.

Gegen Mittag sprang unweit vor mir plötzlich ein Reh mitten vom Trail weg - etwas in die Büsche, aber nicht weit. Das kam mir komisch vor, aber nach ein paar Metern sah ich warum: mitten auf dem Trail lag zusammengekauert ein kleines es Rehkitz am Boden. Es atmete, das konnte ich sehen - aber es bewegte sich nicht. Vielleicht hatte es das Reh gerade dort zur Welt gebracht, obwohl es ganz sauber und trocken aussah. Oder es war krank oder schwach dort liegengeblieben - ich hatte keine Ahnung. Aber als Kinder haben wir gelernt, dass man keine Rehkitze berühren soll, da die Rehe sich dann nicht weiter um sie kümmern. Also machte ich einen Bogen um das Kitz und ging weiter. Die Rehmutter war noch immer in der Nähe - ich hoffe es ist für alle gut ausgegangen!

Ansonsten sehe ich meist nur Hasen und Squirrel (Streifenhörnchen) aber heute später noch ein Reh … oder es war ein Springbock.

Kurze Zeit später überquerte ich einen AT-Parkplatz und sah das Wohnmobil von B&K - da wusste ich, dass sie mir heute nochmal entgegen kommen würden. Und zwei Stunden später traf ich sie, als sie auf ein paar großen Steinen Pause machten. 

Wahrscheinlich werden wir uns morgen nochmal treffen (sie fahren voraus und hiken 16 Meilen zurück). Das ist morgen eine  ziemliche Strecke, aber dazwischen gibt es keine Möglichkeit, das zweite Auto zu parken. Dienstag werden Sie wahrscheinlich einen Ruhetag einlegen, weil es der heißte Tag der Woche sein soll und Kathrine verträgt die Hitze nicht so gut beim wandern. Wir werden sehen …

Ich hatte heute nicht wirklich auf die Wasserstellen geachtet - und es gab untertags eigentlich nur eine - aber die lag einen steilen Weg runter vom Trail - und darauf hatte ich keine Lust. Also musst ich die ganzen 8 Stunden und 18 Meilen mit einem Liter Wasser auskommen … das war hart. Aber OK - das nächste mal besser planen, obwohl es natürlich angenehm ist, weniger Gewicht mit sich rumzuschleppen. 

Um 17:30 Uhr Zeltplatz gefunden, Wasser gefiltert und alles für die Nacht bereitet. 

Campen etwas abseits vom Trail (stealth camping). Ich und 148 Moskitos!

 


Tag 15 - Slytherin

Na heute war tierisch was los auf dem Trail … mittags hatte ich meine erste Schlange auf dem Trail … ein schwarzes Vieh lag einen Meter vor mir auf dem Trail! Nach kurzem Zögern beiderseits verzog sie sich ins Gebüsch und ich ging weiter meines Weges. 

Du achtest hier ja sowieso immer auf den Trail vor dir, weil du dir sonst permanent die Zehen anhaust. Aber wenn dir ein entgegenkommender Hiker erzählt, dass weiter vorn eine große schwarze Klapperschlange neben dem Trail liegt, scannst du die 2 Quadratmeter vor dir noch etwas genauer bei jedem Schritt. So will es das Gesetz.

Diese Schlange tauchte nicht auf, aber ein paar Meilen später lag dann eine braune Klapperschlange mitten auf dem Weg - WTF!

Ein paar Minuten später musste ich dann auf im Wasser liegenden dünnen Ästen balancieren, da dort ein Biberdamm den AT überflutet hat. Es war nicht einfach, aber ich schaffte es trockenen Fußes ans andere Ufer. Dafür hatte ich nach dem folgenden Anstieg nix anderes trockenes mehr am Leib. Es hat heute 34 Grad - ich glaube ich weiß jetzt, wie sich ein Schneemann fühlt, wenn die Temperatur auf 15 Grad steigt … 

15 Grad - ein Traum! Morgen soll es 35 Grad geben - und auch die nächsten Tage bleibt es heiß und gewittrig.

Kurz vor meinem Zeltplatz läuft plötzlich wieder ein Getier mitten auf dem schmalen Pfad - aber diesmal war es nur eine Schildkröte - und die hatte mehr Angst als ich ?

B&K haben heute ausgesetzt, sie werden ein paar Tage pausieren und ein paar Wehwechen auskurieren. Aber wir sind in SMS Kontakt. Trotz allem bin ich wieder 18 Meilen gelaufen (laut meiner Tracker-App) - laut AT Landkarte waren es nur 16,4 Meilen … irgendeiner bescheisst mich hier!

Wieder Stealth Camping nahe am Trail, am letzten Bach hab ich mir 2 Liter Wasser mitgenommen. Ich weiß nicht, wie weit ich morgen laufen werde … in 10 Meilen (16 Km) kreuze ich die Route 645 und könnte von dort aus nach Pine Grove … sehr verlockend!

 

Doch damit nicht genug - an meinem Zeltplatz gab es 3 geeignete flache Stellen - an der ersten kommen immer wieder Hummeln aus einem Loch im Boden, nahe eines Baumes. An der zweiten schlängelte sich eine halblange schwarze Schlange aus einem Baum - das gibt es doch nicht!

An der dritten Stelle lieg ich nun in meinem Zelt - wünscht mir Glück!!