Tag 4 - Rocksylvania

Ich hab wegen dem Regen verdammt wenig geschlafen, und mein Zelt wollte ich Regen auch nicht abbauen, darum bin ich heute erst um 10:00 Uhr los. 

Der Tag heute war ziemlich brutal, hohe Luftfeuchtigkeit im Wald - und heiß ohne Wald. Noch dazu waren es heute quasi ein Dauerlauf auf Steinen. Ich weiß jetzt auch, warum Hiker den Staat Pennsylvania auch „Rocksylvania“ nennen. 

Es ging hoch und runter - fast immer über Steine. Aber dafür habe ich tolle Leute getroffen - und wiedergetroffen. 

Ganz in der Früh traf ich „Neil“ wieder, einen Rentner mit künstlichen Kniegelenk. Der hat mich vorgestern überholt in seinem jugendlichen Leichtsinn, und muss es dafür heute und morgen ruhiger angehen lassen.

Danach kam mir (natürlich) wieder das Camper-Ehepaar entgegen, Barry und Karhrin, immer wieder ein nettes Gespräch, ich hoffe ich treffe sie noch ein paar mal!

Dann überholte mich ein Thruhiker namens „Free Solo“ und wir liefen ein Stück zusammen. Es stellte sich heraus, dass er Deutscher ist, der 1975 (in der Hippie-Zeit) in die USA gezogen ist … er hatte eine psychotherapeutische Praxis und ist nun in Rente … er konnte noch prima hessisch !

Und kam mir ein Dayhiker entgegen, mit dem ich mich länger unterhielt, er ist von der Ostküste und interessiert sich sehr für einen Thruhike auf dem AT oder PCT.

Kurz vor meinem heutigen Campspot kam er von seiner Wanderung zurück, und er gab mir an seinem Auto eine Dose Cola und zwei Äpfel. Thank you so much Tony!

Durch die vielen Steine (und Pausen) bin ich heute nicht ganz so weit gekommen wie geplant - aber 19 Km waren es trotzdem wieder. Ich habe fertig heute. 

Ach - Ich campe mit Tick, Trick und Track ... was sonst.

Und zu nice: 2 Students sind die 10 Minuten zurück zur Straße gelaufen und haben sich Pizza dahin liefern lassen - ich hab auch ein Stück abbekommen - und wir sind dann zusammen zwei Stunden am Lagerfeuer gesessen. Tolle Jungs! Ich habe wieder Hoffnung für die USA!

Bilder etwas später ...

 

Tag 5 - It’s raining again

Hatte meinen Wecker auf 06:30 gestellt, weil es langer Tag werden wird - ich möchte 15 Meilen zum Rocky Mountain Shelter schaffen. Pünktlich 06:15 fängt es an zu regnen - not again! Wecker ausgeschalten.

Also bin ich im Trockenen um 08:15 los - es ging gleich mal zwei ziemliche Anstiege hoch - und die Luftfeuchtigkeit war grausam. Den ganzen Tag über kam ich mir vor wie ein Teilnehmer an einem „Wet T-Shirt“ Wettbewerb. 

Nach einer Stunde überquerte der AT dann an einem kleinen Parkplatz eine Straße - und dort gabs das erste mal „Trail magic“ für mich: da standen ein paar Pepsi und Müsli-Riegel bereit! Klasse!

Auf dem Parkplatz stand ein großer RV Camper aus Georgia - wenn das nicht mal der von Barry & Kathrin war!

Natürlich liefen mir die beiden wieder entgegen - und bestätigten meine Vermutung. 

Gestern Abend tat mit mein rechtes Knie bei jedem strecken und beugen weh - außen, direkt am Knie - Ihre Diagnose Herr Durrer??

Bei jedem umdrehen in der Nacht hatte ich Schmerzen. Außerdem war gestern der erste Tag, an dem ich nicht mal meine Docken und Schuhe auszog während einer Pause. Resultat - Blase links … danke für nichts, Michael.

Zurück ins heute: der Trail wieder sehr steinig, das belastet die Sohle sehr, weil man meist nicht mit der ganzen Sohle aufsetzt beim laufen - und vor allem mit gerade. Die Füße gehen quasi andauern nach außen oder nach innen, wenn man auf die Steine und Wurzeln tritt. Das ist mega anstrengend und 20 KM kommen den Füßen vor wie 30.

Direkt am steilsten Anstieg des Tages wechselte schlagartig das Wetter, Wind kam auf, es wurde richtig dunkel - und es ging an zu regnen! Also sofort gestoppt, den Rucksack und mich regenfest eingepackt und Wetter. Immer dank die Temperatur dadurch auch und das wandern viel leichter. Bis auf die nunmehr rutschigen Steine.

Trotzdem war ich vor 16:00 Uhr am Shelter, die Hütten und die Campingspots sind 3 Minuten steil bergab entfernt vom Trail, und die Wasserquelle nochmals so viel bergab - danke dafür! 

Aber egal - morgen genehmige ich mir meinen ersten Nero (nearly no Miles). 

Ich hab mir von unterwegs ein Motel in Fayetteville geordert - nach 6 Tagen mal duschen … weil ich zwar mich aus wie ein richtiger Thruhiker - aber der Geruch wird schon langsam.

Morgen soll es auch über 30 Grad warm werden - und Sonntag evtl. auch mit Hitzegewittern - und wenn das stimmt, nehme ich mir den Sonntag vielleicht auch noch frei - hey, ich hab Urlaub!

Also werde ich morgen nur ca. 5 km bis zur nächsten Straßenkreuzung laufen und schauen, dass ich per Anhalter in die Stadt komme.

Die 3 Pizzaguys (vormals Tick, Trick und Track) sind natürlich auch hier eingetrudelt … schon witzig.  

Bilder dann morgen … mit WiFi geht das einfach besser als vom Trail.

 

Tag 6 - auf zur Dusche!

Das waren harte mehr als 20 km gestern, aber meine Knieschmerzen hatte ich mir “rausgelaufen” - walk it off, sagen die Hiker! 

Gestern traf kurz vor dem Rocky Mountain Shelter noch zwei ältere Herren, die ihre ersten Schritte auf einem Trail tun - kurz nach dem letzten wirklich steilen Anstieg, mit dem einsetzenden Regen saßen sie ziemlich fertig und desillusioniert neben dem Trail. Sie hatten kaum noch Wasser, Zuviel Gepäck - und sich mit diesen 14 Meilen einfach übernommen. Ich machte ihnen etwas Mut, zeigte Ihnen auf der FarOut App wie das Geländeprofil bis zum Shelter aussieht - und sagte ihnen, dass sie das schaffen werden. 

Sie schafften es, auf dem Zahnfleisch aber lebend!

Sie stellten ihren nicht Ultra leichten Zelte neben meinem auf und gingen ziemlich geschafft um 20:00 Uhr (Hiker-Midnight) schlafen.

Heute frühstückten wir gemeinsam und ich hab ihnen noch ein paar Tipps mit auf den Weg, wie man etwas Gewicht an der Ausrüstung sparen kann etc.

Nachdem ich beschlossen habe Morgen einen freien Tag zu nehmen, kann es durchaus sein, dass ich Greg und Mike nochmal treffe.

Nach dem Frühstück und einem Talk mit Thruhikerin “Glowpepper” bin ich los. Es ging wieder seeehr steinig zu, Aber mach einer Stunde dann auf Waldboden stetig bergab zur Route 30.

Von dort aus bin ich noch bis zum Ortsrand von Fayetteville gelaufen und ließ mich dann vom Motel abholen (5 Bucks) … die Orte in den USA ziehen die h meist ewig entlang der Hauptstraße. 

Das günstige Motel ist schlecht wie im Internet beschrieben, aber ich möchte nicht 15 anderen im Hostel mit Stockbett nächtigen. Ich will eine Dusche und ein richtiges Bett. Die echte miese Nachricht ist, dass das Wifi nicht funktioniert - deshalb werde ich nur am Samstag bleiben und Sonntag per Uber in die nächste Stadt fahren und in einem “Super 8” Motel bleiben. Heute und Morgen ist eine Hitzewelle angekündigt, mit Unwettern - das probiere ich auszusitzen, Montag geht es dann zurück zu der Stelle, an der ich den AT verlassen habe.

 

Das einzig gute an dem “Scottish Inn and Suites” ist die Klimaanlage, der “Dollar General” Discounter in der Nähe - und das Flamingo Family Restaurant gegenüber der Straße. Sensationelles Gyros-Sandwich und “free refill”!!

Tag 7 - zero miles

Ok - das mit dem Scottish Inn and Suits war ja echt ein Reinfall … letztendlich mit Flohbissen!

Also nix wie raus, und hätte ich die Landkarte besser angeschaut, hätte ich gleich gesehen, dass die nächste größere Stadt nur 7 km weiter liegt … und bessere Unterkünfte bietet. 

Also per „Uber“ (nice talking Martin!) nach Chambersburg, Frühstück bei McDonalds und Mittags ins Super 8 Motel. 

Es hatte wirklich über 30 Grad heute, und jetzt am Abend kommen die Gewitterschauer. 

Auch hier gab es wieder einen „Dollar General“, das ist eine Art Ein-Euro-Laden, der aber gerade im Lebensmittelbereich alle Marken hat und sehr viele Angebote. Perfekt für "Hiker on a Budget".

Neben dem Motel ist ein großer Outdoor-Laden, da bin mal ein bisschen durchspaziert ... Angeln, Kajaks, Zelte, Gewehre ... und getrocknete Outdoor-Mahlzeiten für 15 Dollar pro Portion! Greg und Mike hatten vorgestern "Mountainhouse" Meals zu Abend ... dagegen kostet mein Abendessen auf dem Trail einen Dollar pro Tag.

Also heute TV geschaut, geduscht, Wäsche gewaschen und alle Vorräte für die nächsten Tage auf dem Trail verstaut.

Ich hoffe ich kann die Regensachen ganz mach unten packen …. we will see!