Heute war einer der verrücktesten Tage überhaupt – aber der Reihe nach: Um 0:27 Uhr fing es an zu regnen – und es hörte erst um ca. 10:00 Uhr wieder auf.
Aufstehen, packen und Zelt abbauen im Regen? Macht keinen Spaß. Das laufen ansich geht dann schon wieder - Wassertemperatur im Schuh: ca. 21 Grad.
Die Strecke heute, hoch auf den schwindelerregenden Berggrat der Goat Rocks, ist normalerweise ein Highlight – spektakuläre Ausblicke auf die Berge Mt. Adams, Mt. Reinier und Mt. St. Helens.
Heute war die Sicht fast Null, es regnete, es windete und es war saukalt. Der Anstieg über Lava- und Schneefelder war rutschig und gefährlich – aber spannend und auch irgendwie genial. Leider konnte ich nicht viele (gute) Fotos machen – meine Finger waren zu nass und zu kalt, die Linse vom iPhone dauernd feucht oder beschlagen – oder der Weg war einfach zu anspruchsvoll. Das allein machte den Tag schon besonders – aber es kam noch besser:
Kurz vor dem Gipfel hatte ich die skurrilste Begegnung auf meinem PCT überhaupt – da kamen zwei junge (deutsche) Burschen um die Biegung – in kurzen Hosen, mit Rucksack unter dem Regenponcho und jeder hatte eine Gitarre in der Hand! Sie sagten, sie wären auf einem Kanu-Trip in Kanada gewesen und möchten jetzt noch ein paar Tage auf dem PCT laufen … Keine Trekkingstöcke, auf 3.500 Metern, Sauwetter, gefährliche Wegstrecke – aber die Gitarren dabei. Ok, wahrscheinlich "Wandergitarren" – aber echt jetzt, Lagerfeuerromantik hin oder her … das war so unwirklich, und ich konnte leider kein Foto machen. Immerhin gibt es Zeugen: Shiloh, Antidode und Bottomless haben die Beiden nach mir auch getroffen.
Auf einer „die skurrilsten Begegnungen auf einem eisigen Berggrat“ Skala von 1 bis 10 hätten die Beiden eine satte 7,5.
- Der Yeti hätte eine 6,5.
- Heino (mit Gitarre) eine 8,5.
- Heino (mit Gitarre) zusammen mit dem Yeti „blau blau blau blüht der Enzian“ singend hätte die 10!
Nach dieser denkwürdigen Zusammenkunft ging es dann wieder Richtung Tal und auch der Regen verzog sich langsam. Auf der Hälfte des unvermeidlichen nächsten Anstiegs vollzogen wir dann wieder unser Trocknungsritual und breiteten alle nassen Zeltteile und Klamotten auf einer felsigen Freifläche aus.
Zusammen mit Antidode und Bottomless ging es dann Richtung White Pass, um an einer Tankstelle unsere erste Ressupplybox in Washington abzuholen. Die beiden hitchten dann ins 20 Meilen entfernte Packwood um dort zu übernachten. Shiloh und ich holten die Pakete ab und wollten eigentlich gleich weiter, froren aber ziemlich an der Tankstelle und dachten uns „was soll’s“ – übernachten wir auch mal wieder warm und trocken … und so hitchten dann wir auch nach Packwood, für eine Pizza und ein warmes Bett (also für jeden … mein ich).
Der Wetterbericht sagt für die nächsten 5-6 Tage mal KEINEN REGEN voraus – ich hoffe, er hat Recht. Morgen geht es weiter, auf die letzten 350 Meilen!