Tag 33 - the ice cream man

Es hatte nachts nicht geregnet und auch sonst verlief die Nacht ereignislos. Um 8:30 ging es zurück auf den Trail - und am vorbeigehen traf ich nochmal die beiden rüstigen Rentner von gestern, George und Allen, ich glaube die lungern 24 Std. vor der Bäckerei rum und trinken Kaffee!

Allen hat mir gestern eines seiner 3 veröffentlichten Bücher geschenkt … ich hoffe, ich bringe es unbeschadet nach Deutschland. Verrückter Kauz!

Da ich mich am Sonntag mit Shiloh treffe und wir dann zusammen nach Portland fahren, habe ich keinen großen Stress mehr und werde 2 Tage mit je 16 Meilen laufen. Der heutige Tag verlief ganz essy, bis auf einen tierischen Anstieg auf den 10 Miles Mountain und den 31 Grad Temperatur. Ich könnte schon wieder eine Dusche und eine Reinigung gebrauchen. 

Immerhin gab es auf einer 6 Straßenübergänge heute Trailmagic - Trailangel Chris hatte dort eine Kühlbox mit Gatorade und Wasser abgestellt! Kurz vor Mittag überquerte ich dann die Staatsgrenze von New York nach Connecticut, mein 4. Staat zu Fuß.

Die Versuchung war groß, noch etwas weiter als bis zum 10 Miles River Shelter zu laufen, nur 2 Kilometer danach läuft der AT erneut an einem Market und einer Tankstelle vorbei … aber danach erfolgt ein langer Anstieg und bis zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit sind es dann noch 2 Stunden zu Fuß. Das machen wir morgen. Stealth, Updog und Ich zelten am Shelter.

Aber das Verrückteste passierte am späten Nachmittag: wir saßen alle 3 am Picknicktisch am Shelter als wir einen Typen herabregnen sahen - und ich sagte sofort „das ist Hulk Hogan“ (die Älteren wissen wer das ist, alle andere bitte googeln) … aber es war „The ice cream Man“. Ich hatte schon vor Wochen in der AT Facebook Gruppe gelesen, dass da ein Typ über den Trail joggt und Eiscreme an Hiker verteilt! 

Und heute waren wir dran, er ist ein Ex-Militär und liebt den Trail, weil dieser „sein Leben gerettet hat“. Er joggte also fast 3,5 Kilometer hoch zum Shelter, um zu sehen ob Hiker da wären - dann sagte er zu uns, dass er mit Eiscremesandwiches wiederkommen würde. Und so gleich rannte er die 3,5 Kilometer zurück zu seinem Auto und kam dann mit Eis wieder - nach einer Stunde. Legendär! 

Ein witziger Typ - mit tollen Stories. Seit fast 10 Jahren verteilt er an den unterschiedlichsten Stellen Eiscreme - und das schadet scheinbar weder ihm, noch den Hikern.


Tag 34 - time to say good-bye

Voller Vorfreude auf Soda, Kaffee, Sandwich oder alles davon starteten Stealth und ich um kurz nach 6:00 Uhr auf den Trail. Ziel der der Country-Store in knapp 2 km Entfernung. Unterwegs gabelten wir noch Rocky und Stitches auf, die wieder zu uns aufgeschlossen hatten. Aber zu unser aller Schreck, war der Laden um kurz vor 7:00 Uhr noch geschlossen. Ein Anwohner wollte auch etwas kaufen, ind meinte, dass das noch nie vorgekommen sei, dass der Laden nicht pünktlich um 6:30 Uhr geöffnet sei. Tja, das half uns nicht wirklich weiter und nach noch etwas Warterei ging es weiter. Ohne Frühstück. Wir gabelten unterwegs noch „Spotter“ auf, eine junge Thruhikerin aus Michigan. Ins Gespräch vertieft liegen wir einen Waldweg entlang, als sich bei einem am Wegesrand abgestellten Camper ein Fenster öffnete und uns jemand zu tief „hey, ihr habt der Trail verpasst, weiter hinten hättet ihr links gehen müssen!“ Es war der Ice Cream Man!  Ok - also umgedreht und zurück auf den AT, die üblichen Anstiege gemeistert und marschiert. 

Spotter erzählte mir, dass sie nach 10 Meilen in die Ortschaft Kent gehen will, Lebensmittel einkaufen und dort dann bei einem Trailangel übernachten wird, der Hiker in seinem Garten Zelten lässt. Das hörte sich verlockend an - ich hatte so Lust auf Eis und etwas zu essen, dass ich spontan entschied, auch nach Kent zu gehen - das war ein Fußweg von knapp 20 Minuten vom Trail. Ich spielte da schon mit dem Gedanken,  dort meinen Hike zu beenden, da Shiloh mich morgen mit seinem Van abholen würde. Stealth war zu dieser Zeit weit hinter mir, und er hatte eigentlich nicht vorgehabt nach Kent zu gehen. Schade dachte ich, keine richtige Verabschiedung - aber ok, wir bleiben über Facebook in Kontakt. Von Rocky und Stitches hatte ich mich schon innig verabschiedet, weil die wie immer ein irres Tempo drauf hatten und schon weiter waren.

Kent ist eine nette kleine, hikerfreundliche Stadt mit Wäscherei, Supermarkt, Restaurants und einem „Welcome Center“ - also einer öffentlichen Toilette mit angegliederter Dusche für Hiker. Für 2 $ kann man 4 Minuten lang heiß duschen. 

Im Supermarkt traf ich dann Honeybudger und Splash wieder - bestimmt das letzte mal, ind als ich mit meinen 1,4 Litern Eis den Supermarkt verliess, kam Stealth heran gewackelt! 

Nach einer Einkaufstour seinerseits und einer heissen Dusche meinerseits verabschiedeten wir uns beide schweren Herzens voneinander. Es hat uns beiden Spaß gemacht zusammen auf dem Trail - meist liefen wir getrennt, aber wir campten oft zusammen und hatten gute Gespräche und viel zu lachen. Ich werde ihn vermissen, den o-beinigen, langhaarigen Kanadier mit dem großen Herz und dem offenen Lachen!

 

Ich ging dann zu Bonnie, dem Trailangel und durfte in ihrem märchenhaften Garten mein Zelt aufbauen. Ein uriges Fleckchen Erde, mit viel Hingabe und Liebe dekoriert ind gestaltet. Bonnie ist Maklerin ind zum Ausgleich hat sie sich damit eine wirkliche Oase der Ruhe geschaffen. 

Zum Abendessen könnte ich mir Szechuan Beef beim Asiaten, was richtig lecker schmeckte.

Zurück im Garten war dann Spotter auch da und wir quatschten mit Bonnie, bis es zu regnen anfing. Also nichts wie ins Zelt um 20:00 Uhr und ab in den Schlafsack - die Temperstur ist heute mindestens um -4 Grad gefallen, gestern 31 Grad und jetzt am Abend, bei Tegen und Wind, hat es wahrscheinlich gerade mal 15 Grad. 

Morgen gegen Mittag holt mich Shiloh in Kent ab, und dann wird geknobelt wird es in den restlichen 4 Wochen weitergeht mit mir … dranbleiben ?

 

Tag 35 - alles anders

Der Regen hat sich über Nacht verzogen und der Morgen war sonnig und warm. Spotter ist im 5:30 Uhr aufgebrochen … ich um 8:30 ins „Zentrum“ von Kent. Habe vormittags Aphrodite und Prometheus wieder getroffen und Hippo, meinen ersten deutschen AT Hiker. Wir haben uns alle nett unterhalten und verabschiedet - weil ich ja heute den Trail verlassen sollte. Sollte.

Ich wartete auf Shiloh, der zwischen 12 und 13:00 Uhr kommen wollte. Um 13:00 Uhr rief er mich an, ob ich Seine Textnachricht bekommen hätte - er hatte vorgestern Kontakt zu einer Covid-19 infizierten Person und sei nun in Selbstisolation. Morgen Vormittag bekäme er das Testergebnis und er sei sicher, dass das negativ wäre. Ok - mal kurz geschluckt - die Nachricht hat AT&T verschluckt, für mich war das alles neu.

Aber gut - also entweder einen weiteren Tag in Kent verbringen oder heute 9 Meilen zum nächsten Shelter laufen und die restlichen 4 zu nächsten Stadt  „Cornwall Bridge“ dann am Montag?

Ich entschied mich fürs laufen. Aber wenn ich gewusst hätte, was da für ein Abstieg hinunter zum Housatonic River auf mich wartete, dann wäre ich vermutlich in Kent geblieben. Schafe, dass es die Fotos nicht wiedergeben - es ging wirklich halsbrecherisch steil über Felsbrocken der unterschiedlichsten Größen hinab. Also ich hab schon so einiges mitgemacht mit dem Rucksack auf dem Buckel - aber das toppte wirklich alles. Vorwärts, rückwärts und seitwärts über und entlang der Steinbrocken  - und immer die zusätzlichen 15-16 Kilo auf dem Rücken, die schnellstmöglich zum Erdinneren möchten. Gravity kills!

Fluchend und schwitzend habe ich es aber doch nach unten geschafft. Happy Fathersday!

Ich hoffe dem Rest von dem am Abstieg liegengebliebenen Lederschuh geht es gut …

Danach ging es (wohl als Entschädigung) gemütlich und flach am Fluss entlang zum Shelter. Ich traf dort auf Aphrodite und Prometheus, die mich ziemlich verwundert anschauten, hatten wir uns doch erst vor wenigen Stunden von einander verabschiedet. Erstens kommt es anders u d zweitens als man denkt.

Ich hoffe nur Shilohs PCR-Test fällt zu unseren Gunsten aus - sonst sitze ich irgendwie fest …

 

Tag 36 - warten

Zweiter Anlauf um mich mit Shiloh zu treffen: nach dem Aufstehen und Zusammenpacken hab ich Evan nach über 2 Wochen wieder getroffen - er hat sich von seiner Trailfamily verabschiedet und geht nunmehr mehr Meilen pro Tag.

Ich bin dann die 5 Meilen zum nächsten Ort gelaufen - Cornwall Bridge - eigentlich nur eine Ansammlung von 7-8 Häusern, aber immerhin ein Country Market mit Eiscreme und Drinks dabei. 

Dort wartete ich dann auf Shilohs Testergebnis, das aber nicht kam. Also versuchte ich nach 15;00 Uhr nach Danbury zu hitchen um mir dort ein Motel zu nehmen. Nach 45 Minuten hielt dann auch ein Auto an und „Martha“ nahm mich mit nach New Milford, also 20 km weiter, als sie eigentlich fahren musste. Von dort aus ging es dann per Uber ins Best Western nach Danbury/Bethel und dann zum Italiener nebenan.

Ich hoffe morgen geht es es irgendwie weiter ^^