Tag 25 - Zwei Esel

Getreu dem Wetterbericht ging es in der Nacht um 1 Uhr an zu regnen - und es hörte um 8:00 Uhr in der Früh wieder auf. Da hatte ich mal gar keine Lust aufzustehen und das nasse Zelt einzupacken. 

Dementsprechend startete ich heute erst um 9:20 Uhr - bis auf ein Paar waren schon alle unterwegs. Ich freute mich darauf, das Headquater des High Point State Parks zu erreichen, das direkt am Trail liegt und einen kleinen Shop beherbergt, der Soda-Dosen für unglaubliche 50 Cent verkauft. Der Weg bis dahin war ziemlich langweilig und ereignislos … reines Meilen machen. Einzige Highlights waren ein Aussichtspunkt mit einem riesigen überdachten Aufenthaltsraum und einnShelter am Weg, an dem Trailangel frisches Trinkwasser hinterlegt hatten!

Ich erreichte das State Park HQ gegen 14:45 Uhr, kaufte mir 2 Dosen Cola und eine kleine Tüte Chips und breitete mein nasses Zelt auf dem Rasen zum trocknen aus. Das nächste Shelter war nur knapp 1.6 Meilen entfernt - und mein eigentliches Ziel, das berühmte „Secret Shelter“ über 7 Meilen. Auch wenn der Trail meist bergab verlief, hieß das locker noch 2,5 Stunden laufen. 

Die zwei Dosen Cola (der Zucker) sagten mir, ich solle es versuchen, und die Vorstellung beim Secret Shelter frisches Trinkwasser zu bekommen beflügelten mich.

Das Secret Shelter ist keine offizielle Unterkunft auf dem AT, es ist das Privatgrundstück eines ehemaligen Thruhikers mit einer Hütte, einem Plumpsklo, einer Outdoor-Dusche und verschiedenen Zeltplätzen. All das stellt er AT Hikern zur Verfügung und Esel „Jake“ sieht nach dem rechten. Das wollte ich sehen. 

Ich malte mir aus, dass die erste Stunde des Wegs wegen der Zucker-Energie wohl leicht sein würde, die restliche Zeit eher anstrengend. 

Aber das Terrain war leicht, nicht zu steinig und ich kam gut voran. Vor 19:00 Uhr stellte ich mein Zelt zu den anderen vieren und machte mich mit Jake bekannt: zwei Esel auf dem AT!

Der Zeltplatz bietet weiches Gras - und es ist kein Regen gemeldet. Sieht gut aus.


Tag 26 - Kalorientag

Ein verrückter Tag heute. Natürlich waren heute früh schon fast alle auf dem Weg, bis ich um 7:30 Uhr gestartet bin.

Allerdings holten mich dann alle Verdächtigen später ein - fast alle hatten in Unionville gefrühstückt - etwas „off Trail“, nur ich hatte wieder keine Ahnung davon. 

Heute mussten zwei wirklich steile Anstiege bewältigt werden, gefühlt ging es den ganzen Tag „bergauf“. Allerdings freuten wir uns alle auf einen Hotdog-Stand und einem kleinen Laden mit Eiscreme direkt am Trail. Nichts wie hin! Ich hatte zwei Hotdogs und einen riesigen Becher Eis!

Von dort aus war es dann nur noch eine Stunde zum nächsten Shelter - dem „Wawayanda Shelter“. Auf halbem Weg dahin beglückte und Ex-Thruhiker und Trailangel „Halfbaked“ mit Trailmagic: Soda und Bier! Außerdem kam er später selbst ins Shelter und hatte noch ein Bier dabei.

Und als wir da alle so saßen, Rocky, Stitches, Jams, Splash, Retired Rambler, Alias und Halfbaked, kam plötzlich Trailangel „Merlot“ vorbei … mit Bier und Rotwein! What a day - ich glaube heute habe ich mehr Kalorien zu mir genommen als verbrannt! Trotz der 20 gelaufenen Meilen ….

New Jersey ist so viel abwechslungsreicher als der bisherige Trail - man läuft viel auf Holzplanken über morastigen Boden - fast wie im Regenwald. Mit das Highlight war der "Boardwalk" - ein Hilzsteg von über einem Kilometer Länge. Dann hatte man wieder steinige Anstiege (unzählige Felstreppen auf dem "Stairway to heaven") und tolle Aussichten. Echt cool!

Rocky und Stitches, die etwas vor mir unterhalten waren, haben heute 4 Bären gesehen!!! Mich haben wahrscheinlich 7 Bären gesehen ....

 


Tag 27 - großes Kino

Halfbaked, der uns gestern mit Bier versorgt hat ist früh aufgestanden und hatte sich an der nächsten Straßenkreuzung mit „Bagels“ zum Frühstück positioniert - da hab ich mir gedacht, so kann es weiter gehen! Aber denkste, heute gab es Felsen, Felsen, die New Jersey /New York Grenze, Felsen und Steine. Heute musste ich sogar klettern - echt krass. Gott sei Dank hat es nicht geregnet - diese Gelsen möchte ich nicht hinunter rutschen! 

Ich hatte mir gestern überlegt (wie fast alle) den Trail in das Städtchen „Warwick“ zu verlassen um aufzutanken. Also machte ich 10,5 Meilen und gönnte mir dann wieder ein großes Eis. Von der Eisdiele mit Aussicht (oberhalb eines Skiliftes) sind es ca. 5-6 Kilometer nach Warwick - und ich wollte gerade den Daumen hochstecken um zu hitchhiken, als ein großer Pickup auf den Parkplatz fuhr und ein Vater mit seinen beiden kleinen Töchtern ausstieg. Er fragte mich gleich ob ich in die Stadt möchte - und wenn ich warten würde, könnte ich bei ihnen mitfahren. Chris, ein total netter Typ fuhr mich dann also ins Warwick Drive in Movie Theater - ein riesiges Autokino mit 3 Leinwänden. AT Hiker dürfen dort umsonst Campen - und auch die Filme ansehen!

Heute ist Samstag, zwei Blockbuster stehen auf dem Programm (Top Gun 2 und Jurassic World) und es ist ausverkauft!

Rocky, Stitches, Kennygan, Cider, Yolo und ein paar andere bekannte Gesichter sind auch hier. 

Morgen wechsle ich in die nächste Ortschsft und checke für eine Nacht in Greenwood Lake im „Lake Lodging“ ein. Yolo geht auch dort hin und trifft dort das Ehepaar mit der unterwegs ist. 

  

Ok - New Jersey hab ich durch, und jetzt: New York Baby!

 


Tag 28 - Zero in Greenwood Lake

Nachdem wir gestern alle entweder Maverick oder Jurassic World angeschaut haben (ging bis nach 23:00 Uhr) sind die meisten der knapp 20 Hiker heute früh zurück auf den Trail - auch „workboy“, den ich vor Wochen getroffen hatte, von dem ich dachte er sei auf und davon.

Rocky und Stitches legen auch einen Ruhetag ein, bleiben aber im Drive In Movie Theater.

Yolo (52) und ich werden von Trailangel Jim ins 15 Minuten entfernte Lakewood Lodging Motel nach Greenwood Lake gefahren, das er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Ingrid betreibt. Das Motel ist bestimmt schon 50 Jahre alt - aber innen ziemlich modern und gemütlich eingerichtet.

 Greenwood Lake ist ein nettes kleines Örtchen am über 10 Kilometer langen Lake Greenwod. New York City ist nur 1,5 Autostunden entfernt und in den 70ern verbrachten viele Prominente hier ihren Urlaub und ihre Wochenenden. Und irgendwie scheint es so, als sei die Zeit stehen geblieben. Liebenswert.

Yolo, ein selbständiger Elektriker und Alleskönner ist mit dem Ehepaar „Persistence“ und „Longrunner“ unterwegs, die ich die letzten Tage immer wieder getroffen habe. Wir waren zusammen im griechischen Grill und werden morgen früh von Jim wieder zurück an den Trail gefahren. Die drei schon um 6:00 Uhr - ich erst nach 7:00 Uhr. Nur nichts ca übertreiben. 

Heute hat es immer mal wieder leicht geregnet, und in der Nacht ist auch stehen angesagt - hoffentlich führt der Trail morgen nicht über solche glatten Felsflächen wie gestern …

Funfact: "Amerikaner" heißen in Amerika gar nicht "Amerikaner" sondern "black & white cookies"